Fröschlein – elf Monate.
Was soll ich dazu schreiben? In einem Monat bist Du ein Kleinkind und kein Baby mehr. Noch bist Du offiziell Baby, und mein Baby bleibst Du sowieso und immerdar. Aber Du bist jetzt schon so groß und selbständig und eigenwillig, daß ich Dich als meinen kleinen Jungen wahrnehme, der Dinge will und Sachen tut und die Welt erkundet.
Du stehst jetzt frei, wenn auch nur für ein paar Sekunden und nur, wenn Du es nicht merkst, daß Du gerade stehst. Du findest an Dingen entlanglaufen immer toller und Krabbeln immer blöder. Deine Beulen-und-Schrammen-Frequenz steigt geradezu exponentiell an, und es ist erstaunlich, auf welche Arten und Weisen Du Dir den Kopf stoßen kannst. Und in welcher kurzen Zeitspanne (einmal umgedreht, BAMM).
Mittlerweile ißt Du bei jedem Essen, das wir essen, einfach mit, kombiniert mit Obst und Gemüse und Vollkorntoast und Knusperbrot und was ich Dir sonst noch in die Hand drücke. Im Moment ist Fleisch in jeder Form der Renner. Nach der Gemüsephase, der Obstphase und der Brotphase schnabulierst Du Dich jetzt also omnivor durch unseren Kühlschrank.
Du hast ein neues Wort gelernt, was Du sehr gerne und ausgiebig benutzt: „Rattarattaratta“ oder auch „Röddöröddöröddö“. Außer Dir weiß zwar niemand so genau, was es bedeutet, aber Du bist sehr überzeugt von dem Konzept. So sei es denn, ich nicke höflich und antworte, was mir in dem Moment angemessen erscheint.
Du hast Dir gestern Abend ein neues Spiel ausgedacht. Dein erstes eigenes Spiel, was mit bewußt auffällt. Wir liegen beide im großen Bett, ich auf dem Rücken, Du irgendwo zwischen meinen Füßen. Dann beißt Du erst zart, dann fester in eine meiner Zehen, bis ich lachen muß und dann krabbelst Du so schnell Du kannst auf meinen Bauch und kuschelst Dich an mich.
Und dann wieder von vorne.
Das ist so lustig, unser erstes eigenes Spiel, und ich spiele das gerne noch hunderttausendmal mit Dir, mein Schatz.
Schlafen ist zur Zeit echt schwierig geworden. Oder sagen wir, sehr aus dem Rhythmus und sehr störanfällig. Aber das Schöne ist, solche Phasen gehen bei Dir schnell vorbei, und ich merke, wie es langsam wieder besser wird. Du hast Dich gestern so fest in meinen Arm geschmiegt und bist eingeschlafen, und da Du sonst mehr der Action- und weniger der Schmusefrosch bist (also eher Frosch Willis als Frosch Grant), war ich so freudig überrascht, daß mein Herz mir fast gesprungen wäre vor lauter Glückseligkeit. In dem Moment sind die schlaflosen Nächte vorher und schlaflosen Motztage vollkommen egal, wenn Du in meinem Arm liegst, Dein Gesicht in meine Achsel drückst, Deine Hand nach einem meiner Finger greift und ihn gut festhält. Das ist das Glück, in diesem Moment, wir beide, für immer.
Ich bin ein bißchen entsetzt, daß die Zeit so rast. Ich sehe alte Menschen mit ihren erwachsenen Kindern und denke, oh Gott, bald und ehe ichs mich versehe bin ich auch so alt und Du mein erwachsener Sohn. Bis dahin bete ich, daß wir uns gut verstehen und weiter so lieben, wie wir es jetzt tun. Wer weiß, was noch passieren wird, wie es weitergeht, was das Leben an Abenteuern bereithält. Das liegt nicht in unserer Hand, wir können nur hoffen, daß wir das hinbekommen.
Jeden Tag möchte ich Dir eine gute Basis dafür geben, einen Hafen, der Dich bereit macht für die große Reise durch dieses wilde Leben, was wir leben. Manchmal mache ich mir Sorgen, daß ich das nicht schaffe, daß meine Liebe nicht reicht, daß wir uns irgendwie verlieren. Da brauche ich Bilder, die mich beruhigen und zuversichtlich machen. Und deswegen möchte ich den Moment gestern im Gedächtnis behalten, solange ich lebe: Wir aneinandergekuschelt im Bett, das Glück, in diesem Moment, wir beide, für immer.
Ich hab Dich so lieb, mein Frosch.
Deine
Mama Zanilla

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